Ein Märchen auf der Wade

Malerei, die unter die Haut geht – Tätowierer Rolf sticht zu

IMG_1043Tätowierer Rolf Drescher (50) kann auf knapp 40 Jahre Tattoo-Erfahrung zurückgreifen. Bereits im zarten Alter von zwölf Jahren – damals allerdings noch ohne professionelle Ausrüstung – fing der Münchner mit dem Tätowieren an. 

Als sein Cousin eines Tages mit einem Tattoo nach Hause kam, verfiel Drescher der Körperkunst. Eine Leidenschaft, die für den 50-Jährigen inzwischen mehr als nur ein Beruf geworden ist.

20 Jahre lang lebte und tätowierte er in Berlin, bevor es ihn zurück in seine bayerische Heimat zog. Seit kurzem betreibt Rolf Drescher mit Lebensgefährtin Ulrike das Tattoo-Studio „Herzstich“ in der Münchner Theresienstraße. Für ihn geht es beim Tätowieren um eine Lebenseinstellung.

Heute hat Rolf Drescher einen ganz besonderen Auftrag. Er soll Kundin Sandras 20. Tattoo vollenden. Den Rest ihres Lebens wird die Münchnerin nun mit einem Märchenhaften Anblick auf ihrer rechten Wade verbringen: Schneewittchen.

„Ich liebe Märchen“, erklärt Sandra, warum sie sich für das Motiv auf ihrer Haut entschieden hat. Zwei Sitzungen hat Rolf Drescher bereits am Waden-Schneewittchen gearbeitet. Heute vollendet er sein Werk. Sandra ist das Prozedere also gewöhnt. Den Entstehungsprozess ihrer Körperkunst verfolgt sie unaufgeregt.

Zur alltäglichen Arbeit eines Tätowierers gehören nicht nur Farben, Maschinen und Nadeln, sondern immer auch Radio und Musik. Denn ein Besuch im Herzstich-Studio zeigt, dass tätowieren nicht nur unter die Haut geht, sondern auch ins Ohr.

Kundin Sandra wird sicher wieder zu Rolf kommen. Über potentielle Motive haben sich die beiden bereits unterhalten. Bis es so weit ist, hat der Tätowierer aber garantiert noch ausreichend Gelegenheit, seine künstlerische Ader auf ausreichend anderen menschlichen Leinwänden auszuleben.

Von Johannes Markmann